Als junger Mann trat er dem römischen Heer bei und hat während seines 25-jährigen Dienstes fast das ganze Imperium bereist. Vor meiner Geburt wurde er im nahen Mogontiacum (Mainz) stationiert und lernte hier meine Mutter Ada kennen. So bin ich das "Ergebnis" einer interkulturellen Ehe - wie so viele Menschen hier am Rhein.
Ich bin sehr stolz auf meinen Vater. Er hat sich in den Rängen des Militärs hochgedient und ist zu einem beachtlichen Vermögen gekommen. So leben wir auf unserem großen Gutshof (villa rustica) sehr bequem, haben Fußbodenheizung und fließendes Wasser. Auf unseren Feldern pflanzen wir Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchte, Kräuter und Obst an. Damit versorgen wir nicht nur unsere Familie, sondern auch Teile der Mainzer Bevölkerung. Direkt an unserem Grundstück führt die Fernstraße von Mogontiacum nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium vorbei (heute: A 60), auf der stets reger Betrieb herrscht.
Dort, wo ihr heute durch das Ingelheimer Stadtzentrum schlendert, befindet sich schon zu meiner Zeit eine dörfliche Siedlung (vicus). Auf dem hiesigen Markt treffen sich Händler von nah und fern, die ihre Waren feilbieten. Manchmal sind sogar kostbare Gewürze, Parfüms oder Stoffe aus dem fernen Osten dabei....
Meinen Eltern zu Ehren habe ich an der Fernstraße ein beeindruckendes Grabmonument errichten lassen. Fast 15 m hoch, erstrahlt es in bunten Farben, so dass Reisende wie du es schon von Weitem bewundern können. Du kannst an den Grabfiguren sehen, wie wohlhabend und anerkannt meine Eltern waren. Mein Vater blickt in Toga und mit Schriftrolle auf uns hernieder, während meine Mutter mit edlem Geschmeide geschmückt ist. Und auch ich werde nach meinem Tod als elegante Grabfigur neben meinen Eltern stehen - mit Blick auf unseren großen Gutshof, auf die geschäftige Fernstraße sowie auf meinen geliebten Rhein.