Ab 1904 verfügte Frei-Weinheim genau 50 Jahre lang über eine Eisenbahnanbindung für Güter- und Personenverkehr. Erhalten ist noch das ehemalige Bahnhofgebäude im Heimatstil.
Die einspurige Selztalbahn verband das rheinhessische Hinterland ab Jugenheim-Partenheim mit dem Hafen in Frei-Weinheim. In Nieder-Ingelheim gab es Anschluss an die linksrheinische Ludwigsbahn, die seit 1859 zwischen Mainz und Bingen verkehrte. Da die Selztalbahn vorwiegend für den Transport von Zuckerrüben genutzt wurde, nannte man sie „Zuckerlottchen“. In Frei-Weinheim befand sich das Bahnbetriebswerk. Von der Bahntrasse profitierten auch die neuen Industrieansiedlungen, wie die Bleiweiß-, Schwarzfarben-, Dünge- und die chemischen Fabriken. Für sie war vor allem der Umschlag von Kohle, die im Hafen anlandete, wichtig. Dafür stand eine Kohlenkolonne auf Abruf. Der verstärkte Individualverkehr für Güter und Personen machte die Strecke unrentabel, sodass sie 1954 stillgelegt wurde. 1996 wurden die Gleise abgebaut. Der einstige Trassenverlauf spiegelt sich im hufeisenförmigen Grundriss Frei-Weinheims westlich der Rheinstraße wider.